DIE ZUVERSICHT IST WIEDER GROSS!                      DAS 27. SCHWEIZER HOTELRATING

Dass sich die arg gebeutelte Stadthotellerie von der Pandemie weitgehend erholt hat, sorgt für unendliche Erleichterung in der Branche. Wenn die Zahl der Übernachtungen im Schreckensjahr 2020 auf den Stand von 1950 hinuntergekracht ist, lag dies nämlich weitestgehend am Ausbleiben der ausländischen Gäste in den Städten. Viele Ferienhotels schrieben derweil dank einem nie dagewesenen Ansturm von Einheimischen Rekordzahlen. Jetzt sieht es für die Stadthotels wieder weit besser aus. Die Chinesen fehlen zwar noch, doch die positive Entwicklung in den nahen Auslandmärkten, vor allem aber bei Gästen aus den USA und aus dem arabischen Raum, sorgt auch in der Stadthotellerie für Zuversicht. Eine Zuversicht, die den besten Ferienhotels kaum je abhanden gekommen ist.

 

Bestes Ferienhotel der Schweiz ist neu das Eden Roc in Ascona. Fünf Jahre lang war das Castello del Sole, der grosse Konkurrent und Nachbar, die Nummer eins; das Eden Roc drohte einmal gar aus den Top Ten zu fallen. Doch jetzt ist das Traumresort am schönsten und teuersten Küstenstreifen des Lago Maggiore zurück. Nicht dass das Castello irgendwie nachgelassen hätte. Ganz im Gegenteil. Aber das Eden Roc spielt seine Stärken wieder voll aus. Es sind namentlich das unvergleichliche Wassersportangebot, die vier Toprestaurants am See und neuerdings auch kulturelle Highlights, die den kleinen Unterschied ausmachen. Vor allem aber hat die Software mächtig zugelegt. Echte Gastfreundschaft und höchste Servicequalität sind wieder Trumpf. Und dann ist da natürlich die Eigentümerfamilie Bechtolsheimer-Kipp, die Jahr für Jahr Millionen in ihr Eden Roc

investiert.

 

In den weiteren vier Kategorien gab es an den Spitzenpositionen nichts zu rütteln. Der Vitznauerhof ist erneut die Nummer eins unter den besten Nice-Price-Ferienhotels. Bei den Wellnesshotels bleibt das Grand Resort Bad Ragaz, das seinen Hof Ragaz soeben mit vierzehn Millionen geliftet hat, unangetastet vorn. Bestes Stadthotel ist weiterhin das Zürcher Dolder Grand, und das hinreissende Albergo Losone von Diego Glaus bleibt an der Spitze der Rangliste mit den führenden Familienhotels – wobei das Märchenhotel Braunwald ganz nah dran ist.

 

Hotel des Jahres ist das unvergleichliche Art Hotel Riposo in Ascona, wo Olivia und Lorenzo Studer in dritter Generation grossartige Arbeit leisten. Hotelier des Jahres ist Raphael Herzog, der mit dem Vitznauerhof am Vierwaldstättersee ein Hotelwunder vollbracht hat. Koch des Jahres ist Mike Wehrle (Bürgenstock Resort), Concierge des Jahres ist Teodora Moncea (Kulm, St. Moritz), Aufsteiger des Jahres ist Christian von Rechenberg (Baur au Lac, Zürich), Newcomer des Jahres ist Christian Wildhaber (Mandarin Oriental Palace, Luzern), Aussteigerin des Jahres ist Tanja Wegmann (früher Les Trois Rois, Basel). Der Lifetime Award schliesslich geht an Jean-Jacques Gauer, einen der herausragenden Schweizer Hoteliers in den vergangenen fünfzig Jahren.

 

Von den Häusern, die den Sprung neu oder wieder ins Rating geschafft haben, hat das Mandarin Oriental Palace in Luzern auch international für die grössten Schlagzeilen gesorgt. Wenn nicht alles täuscht, hat der für hundert Millionen Franken wunderschön renovierte Palast am See eine grosse Zukunft vor sich. Bemerkenswert sind auch die Comebacks des Mont Cervin in Zermatt und des Kulm in Arosa. Im Mont Cervin hat der aus dem Zermatterhof gekommene Tophotelier Raphael Biner endlich frischen Wind hinter die historischen Mauern gebracht. Und das Kulm sieht rosigen Zeiten entgegen, seit es von Urs Wietlisbach übernommen wurde. Der milliardenschwere Mitgründer des Investmentunternehmens Partners Group wälzt grosse Pläne und wird dabei auch noch von Andermatt-Retter Samih Sawiris unterstützt.

 

Bereits verwirklicht wurden die grossen Pläne in Samnaun. Seit Hubert Zegg gute zwanzig Millionen Franken in sein Chasa Montana investiert hat, hat das Tal sein erstes 5-Stern-Superior-Hotel. Mit dem Gewinn von sechs Plätzen in der Kategorie der besten Wellnesshotels gehört das Chasa Montana denn auch zu den grossen Gewinnern des Jahres. Noch nicht getestet werden konnte das soeben eröffnete Six Senses in Crans Montana. Das Luxusresort der thailändischen Gruppe wird der Ferienhotellerie in der Romandie den dringend benötigten Auftrieb geben. Bisher steht diese nämlich tief im Schatten der Häuser in Graubünden, im Berner Oberland und im Wallis. Entschieden besser sieht es für die Westschweiz dagegen in der Stadthotellerie aus, wo rund die Hälfte der zwanzig Besten aus der Region Genfersee kommt.

 

Während das Karl Wild Hotelrating in diesem Jahr zum 27. Mal in der SonntagsZeitung veröffentlicht wird, starten wir mit dem Buch in ein neues Jahrzehnt: Der Guide «Die 100 besten Hotels der Schweiz» erscheint jetzt zum elften Mal im Weber Verlag, Thun. Es ist mir ein grosses Anliegen, dem Verlag für die vorbildliche, unkomplizierte und professionelle Zusammenarbeit zu danken. Es ist eine Freude, mit Verlegerin Annette Weber, ihrer rechten Hand Dyami Häfliger und dem ganzen Team zusammenzuarbeiten.

Nun wünsche ich Ihnen viel Spass und Inspiration mit dem neuen Hotelführer.

 

Nun wünsche ich Ihnen viel Freude mit dem neuen Hotelführer.

 

Karl Wild

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