Fast 42 Millionen Übernachtungen verzeichnete die Schweizer Hotellerie im vergangenen Jahr. Mit dem neuen Rekordwert wurde die bisherige Bestmarke von 39,6 Millionen aus dem Jahr 2019 übertroffen. Zu verdanken ist dies hauptsächlich der Rückkehr von ausländischen Gästen, deren Übernachtungen um 22 Prozent stiegen. Die Zahl der inländischen Gäste sank zwar leicht, bleibt aber weiterhin sehr hoch. Auch im vergangenen Winter wurden dank hervorragenden Schneeverhältnissen in höheren Regionen nahezu sämtliche Rekorde gebrochen. Und mit Blick auf dem kommenden Sommer herrscht allenthalben Optimismus. Vor allem unter den Besten der besten Hotels, die zunehmend darauf tendieren, die Sommersaison bis weit in den Herbst hinein zu verlängern.
Bestes Ferienhotel der Schweiz ist erneut das Eden Roc in Ascona. Das Topresort am schönsten und teuersten Küstenstreifen des Lago Maggiore spielt mittlerweile ganz oben mit in der Champions League der europäischen Luxushotels mit direktem Seeanstoss. Nur einen Hauch dahinter folgt wieder das benachbarte Castello del Sole, das jetzt neben dem traumhaften Sandstrand auch über einen eigenen Hafen verfügt. In den weiteren Kategorien wurden die Top-Positionen ebenfalls erfolgreich verteidigt. Der Vitznauerhof bleibt bestes Nice-Price-Ferienhotel. Das Grand Resort Bad Ragaz ist weiterhin die Nummer eins bei den Wellnesshotels, das Zürcher Dolder Grand bei den Stadthotels. An der Spitze der besten Familienhotels ist das Albergo Losone ein Dauerbrenner, auch wenn das ebenso innovative Märchenhotel Braunwald immer näher rückt.
Hotel des Jahre 2024 ist die St. Moritzer HotelIkone Badrutt’s Palace. 215 Millionen Franken konnten in den letzten zwanzig Jahren in den Palast, der zuvor gefährlich in Schieflage geraten war, investiert werden. Und das, obwohl man im Unterschied zu den fünf andern Luxushäusern im Ort keinen schwer reichen Investor im Rücken hat. Der Mann hinter dem schier unglaublichen Erfolg von Badrutt’s Palace ist Hans Wiedemann. Als der Starhotelier mit weltweiter Erfahrung 2004 nach St. Moritz kam, gab er dem Palace die Seele zurück. Zum Dank vermachte ihm Hansjörg Badrutt vor seinem Tod die Zweidrittel-Aktienmehrheit am Hotel. Zum Nulltarif.
Hoteliers des Jahres sind Esther und Fabian Zurbiggen vom Wellness & Spa Pirmin Zurbriggen in Saas Almagell. Mit beispielloser Freude, Leidenschaft, Kreativität und nicht zuletzt dank einer perfekten Aufgabenteilung machte das begnadete Gastgeberpaar sein Haus zu einem der besten und charmantesten Ferienhotels der Alpen. Koch des Jahres ist Hansjörg Ladurner. In seinem Restaurant Terroir auf der Lenzerheide, das zum Hotel Schweizerhof gehört, ist er der Pionier einer Küche, die aus bäuerlichen Zutaten geschmacklich wunderbare und gleichzeitig rustikale Kompositionen herbeizaubert. Concierge des Jahres ist Jérémie Varry, schon längst eine Institution im Zürcher Baur au Lac. Newcomer des Jahres ist Chris Franzen, neuer General Manager im Bürgenstock Resort. Aufsteigerin des Jahres ist Nadine Friedli, die sich ebenso konsequent wie charmant ihren Traum erfüllte und jetzt an der Spitze von The Alpina Gstaad steht. Auslandhotelier des Jahres ist der Davoser Peter Caprez, der heute an der Spitze von Marriott Bangkok steht. Der Lifetime Award schliesslich geht an Peter C. Borer. Als Chef der edlen Peninsula-Gruppe ist der Glarner der eigentliche Superstar der Welthotellerie.
Von den Neuen, die den Sprung ins Rating geschafft haben, sind das Six Senses in Cran-Montana, das Grace La Margna in St. Moritz und das Mandarin Oriental Savoy in Zürich die klingendsten Namen. Allein für diese drei Häuser belaufen sich die Investitionskosten auf gegen 300 Millionen Franken. Grosser Aufsteiger ist das Villars Palace, das Vorzei-gehaus der Gruppe Villars Alpine Resort. CEO der Gruppe und gleichzeitig General Manager des Palace ist Jean-Yves Blatt, der zuvor The Chedi Andermatt in die schwarzen Zahlen geführt hatte. Auch in Villars wurde ein dreistelliger Millionenbetrag investiert. Und es geht weiter: Mit dem Grand Hôtel Belvédère eröffnet die französische Hotelgruppen Beaumier diesen Sommer ihr erstes Haus in der Schweiz und gleichzeitig das erste Fünfsternhotel in Wengen. Und Milliardär Urs Wietlisbach, Mitgründer der Partners Group, erhält demnächst grünes Licht für die Erneuerung des Aroser Luxushotels Kulm. Der Glaube an die Schweizer Hotellerie ist grösser denn je.
Alles hat seine Zeit. Deshalb ist dies nach 28 Jahren mein letztes Hotelrating und nach zwölf Jahren mein letztes Buch «Die 100 besten Hotels der Schweiz». Doch das Schweizer Hotelrating lebt weiter. Verantwortlich dafür wird Andrin Willi sein, ein exzellenter Kenner der Szene. Andrin Willi stammt aus einer Bündner Hoteliersfamilie, hat die Hotelfaschule Luzern besucht, bringt journalistische Erfahrung aus Radio und Fernsehen mit, hat Erfahrung als Chefredaktor, Geschäftsführer und Verwaltungsrat von namhaften Unternehmen – und geniesst mein uneingeschränktes Vertrauen. Ich wünsche ihm vollen Erfolg und dass ihm die Branche die Unterstützung und das Wohlwollen entgegenbringt, das ich geniessen durfte. Und ich werde in seinem ersten Jahr gerne zur Stelle sein, wenn er meinen Rat benötigen sollte.
Dem Weber Verlag in Thun danke ich für die in jeder Hinsicht hervorragende, professionelle Zusammenarbeit. Es hat grossen Spass und Freude gemacht, gemeinsam mit Verlegerin Annette Weber, ihrem Geschäftsführer Dyami Häfliger und dem kompetenten Team ein neues Produkt zu schaffen, es stets weiter zu entwickeln und erfolgreich zu positionieren. Als Co-Chefredaktor der Zeitschrift «Hotelier» freue ich mich auf eine weitere Zusammenarbeit mit den Freunden in Thun.
Und nun wünsch ich Ihnen viel Vergnügen und Inspiration mit dem neuen Hotelführer.
Karl Wild
Autor